Wir trauern um ...
In Memoriam Albert Stillger
Am 05.01. dieses Jahres verstarb unser langjähriger Büchereileiter Albert Stillger. 35 Jahre lang – fast ein halbes Leben – prägte er die Katholische Öffentliche Bücherei in Niederbrechen und entwickelte sie aus bescheidenen Anfängen heraus zu einer über die Gemeindegrenzen hinaus geschätzten kulturellen Einrichtung.
1961 wird Albert Stillger vom damaligen Pfarrer Karl Bernhard die Leitung der Pfarrbücherei übertragen, damals noch im Schwesternhaus, dem heutigen Rathaus, beheimatet: Eine Bücherei im Dornröschenschlaf mit rund 1.000 meist alten und unattraktiven Büchern und etwa ebenso viel Entleihungen. Dank seinem Engagement konnte der Bestand umfassend erneuert und dank neuer Möbel auch ansprechend präsentiert werden. Es gelang ihm, gerade junge Menschen für die Büchereiarbeit zu begeistern, damit war der Grundstein für weitere Aktivitäten gelegt.
Ein Meilenstein für die Bücherei stellte der Umzug ins Untergeschoss des Kindergartens in der Jakob-Herlth-Straße dar, den Albert Stillger und sein Team mit großem Einsatz und Organisationsgeschick reibungslos bewältigt. Dank der neu gestalteten großzügigen Räumlichkeiten ergaben sich neue Möglichkeiten, die weit über die reine Buchausleihe hinausgingen.
Buchausstellungen und Autorenlesungen, Bibelabende und Seminarreihen, Literaturcafes und Vorlesewettbewerbe bis hin zu den gemeinschaftlichen Programmen der drei Brecher Büchereien im „Brecher Bücherfrühling“ – vielfältige Veranstaltungen rund um Buch und Lesen wurden unter der Leitung von Albert Stillger angestoßen und stießen auf reges Interesse in der Gemeinde.
Am Ende der Ära Albert Stillger verfügte die Bücherei Niederbrechen 1996 über 6.200 Medien und wies ca. 12.000 Entleihungen auf – das sind die meßbaren Ergebnisse jahrelanger kontinuierlicher Anstrengungen. Für seine Verdienste um die Bücherei Niederbrechen wurde Albert Stillger mit der Georgsplakette des Bistums Limburg und dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.
Weit wichtiger jedoch war Albert Stillgers offenes Ohr für die Leser und seine Mitarbeiter. In ungezählten Gesprächen war er nicht nur aufmerksamer und wohlwollender Zuhörer, sondern half oftmals mit Rat und Tat. Er lebte Bücherei als Begegnungsstätte der Menschen, in der nicht nur das geschriebene, auch das gesprochene Wort große Bedeutung hat.
Viele junge Menschen hat Albert Stillger in der Bücherei unter seine Fittiche genommen. Sein Motto „Die jungen Leute auch mal machen lassen“ ließ sie lernen, Initiative und Verantwortung für eine wichtige öffentliche Aufgabe zu übernehmen – hierzu brauchte es viel Geduld, Vertrauen und die Bereitschaft, Fehler zu akzeptieren. Er stellte sich selbst nie in den Mittelpunkt – Begegnung auf Augenhöhe, die Arbeit für die gemeinsame Sache waren für ihn entscheidend.
Bei einzelnen blieb das Engagement in der Bücherei Episode, viele ehemalige Mitarbeiter kommen als Leser weiterhin in die Bücherei, einige sind bis heute in der Bücherei aktiv – die Erfahrungen in der Bücherei prägen bis heute: Albert Stillgers Wirken hat reiche Früchte getragen.
Für uns, die wir Albert kennen- und schätzen gelernt haben, ist sein selbstloser Einsatz Ansporn und Verpflichtung zugleich, sein Werk fortzusetzen und im Wandel der Zeit weiter zu entwickeln.
Jürgen Schühler